Entgegen aller Erwartungen, die immer wieder an ihn gestellt werden, hat Jean-Michel Blais keinerlei Interesse daran, seine Musik als Produkt zu vermarkten. Der kanadische Ausnahmekomponist heimst bereits 2016 mit seinem Debüt „II“ euphorische Kritiken von Bandcamp bis zum Time Magazine ein, ruht sich aber anschließend nicht etwa darauf aus. Im Gegenteil. Mit „Dans ma main“ (2018) und „aubades“ (2022) folgen zwei Meisterwerke polyphonischer Kammermusik, die so vital und modern klingen wie kaum etwas, das während der letzten Jahre aus einem klassischen Streicher-Ensemble gekitzelt wurde. Blais gelingt der Balanceakt zwischen Emotion und Bodenständigkeit mit einer gelassenen Verve, die zuletzt höchstens ein Philipp Glass realisieren konnte. „This makes me feel like I can do anything“, hat die Tochter eines passionierten Fans vor Jahren mal dazu gesagt. Besser kann diese Musik nicht umschrieben werden.